Noch eine Hollywood-Geschichte: Von verschwundenen und (wieder)gefundenen Fragmenten der Extras

Die Vorstellung von den „extras“ der Filmindustrie scheint allgemein mit dem Problem einer Festlegung einherzugehen: Von welchen Extras ist jeweils genau die Rede? Wer, was, wann und wo sind Extras überhaupt? Gibt es den oder die Extra auch im Singular? Extras sind - unter anderem - die Massen im scheinbar grenzenlos produzierten und projizierten Spielfilmbild Hollywoods. Als Schauspieler_innen gelten sie dort nicht. Aber sind sie die Arbeiter_innen in einer/dieser Bildfabrik? Immerhin ist in Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit regelmäßig von „work“ zu lesen. Gleichzeitig nehmen aber Bilder und Vorstellungen, in denen sich Extras als Arbeiter_innen vermitteln, nirgendwo konkrete Form an. In meiner Dissertation werden über die Zeit und Orte verstreute Darstellungen, Vorstellungen, Auslassungen und Bilder von und über Film-Extras besprochen. Sie bilden die Fragmente eines potentiellen Extras-Image, mit dem ich exemplarisch aufzeige, warum Extras nicht nur als Schauspieler_innen, sondern vor allem auch als Arbeiter_innen undenkbar bleiben müssen. Im angebotenen Perspektivwechsel aktueller Mediengeschichtsschreibung findet sich der Hinweis, dass auch die umwegige Gewerkschaftsgeschichte der Hollywood-Extras die problematische Wahrnehmung von Extras begleitet und begünstigt hat. Zur Aktualität auch lokalisierbarer Hollywood-Extras finden sich bisher nur wenige akademische Auseinandersetzungen. Um verdeutlichen zu können, dass es Extras, im Leben wie im Spielfilmbild, selbstverständlich nicht nur im Plural gibt, werden in dieser Arbeit insbesondere auch aktuellere Einzelfälle und damit eine besondere, nämlich persönliche Verwicklung mit ungewöhnlichen Spielfilmbild-Fragmenten besprochen. Dass die Suche nach den unterschiedlichen Fragmenten oft nur eine Konfrontation mit schemenhaften Körperteilen heraufbeschwört, bedeutet dann insbesondere im Einzelfall ein Problem für eine weitere Verwertbarkeit und das Verhältnis zum eigenen, potentiellen Arbeits-Image. Zur Diskussion steht daher auch eine geisterhafte An- und Abwesenheit, verursacht durch das inszenierte Verschwinden mit der Sichtbarkeit, wobei gezeigt wird, dass auch die ausgewählten Filmfragmente einer traditionellen Cinephilia und die Ideen einer cinephil-akademischen Retrospektive etwas mit diesem Verschwinden zu tun haben müssten.
Who are the „extras“ of the movie-industry? They are - maybe among other things - the masses globally produced and projected with the moving images of Hollywood. Nowadays, they may be called „background actors“, but they are still not considered as actors or actresses. They may be the laborers of an image-factory. Though within central ideas and conceptions concerning extras, a concrete image as laborers doesn’t really take shape. Throughout the pages of this dissertation different statements, ideas and omissions about extras are scanned as the fragments of a potential extras-image, which should explain, why it’s still not possible to think of extras - or to picture them - as actors or laborers. Taking into account recent findings within entertainment and media studies, this project offers a short overview of their troublesome union-history. There is not so much written about the actual situation of localized Hollywood-Extras or Hollywood-related Extras. Therefore, and for showing that extras for sure exist in singular, individual extra-cases are discussed. In the process of their own search for their images and movie-fragments, one gets confronted with the appearance of blurred body-parts. As it’s proposed within the dissertation, these ghostly and generally ignored representations have a lot of significance, because the enforced entanglement with these images further removes the extra from his_her own potential labor-image. Hence this text also produces an argument about ghostly disappearance within an orchestrated visibility. This provokes an ethic premise and an evaluation of the chosen fragments of traditional cinephilia and some problematic ideas that are discussed in the context of academic retrospective.

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Metadaten
Author:Alexander Karpisek
URN:urn:nbn:de:gbv:834-opus-2281
URL:https://opus.hbk-bs.de/frontdoor/index/index/docId/228
Advisor:Rolf F. Nohr, Heike Kippel
Document Type:Doctoral Thesis
Language:deu
Date of Publication (online):13.09.2021
Date of first Publication:13.09.2021
Publishing Institution:Hochschule fuer Bildende Künste Braunschweig
Granting Institution:Hochschule fuer Bildende Künste Braunschweig
Date of final exam:27.05.2021
Pagenumber:224

$Rev: 8725 $