Beschreibungssprache für Human-Machine-Interface im Automobil : Möglichkeiten der Entwicklung einer gemeinsamen Sprache für den interdisziplinären Diskurs

Die Arbeit „Beschreibungssprache“ für Human-Machine-Interface (HMI) im Automobil erforscht, ob es möglich ist, eine „Sprache“ zu entwickeln, mit der ein Gefühl für die Mensch-Maschine-Interaktion vermittelt werden kann – so wie beispielsweise mit der Weinsprache der Charakter eines Weins benannt wird. Untersucht wurde, wie eine solche Sprache im transdisziplinären Prozess mit verschiedenen Experten eines Automobilherstellers erarbeitet werden könnte, um damit langfristig die Kommunikation über HMI zu unterstützen und die disziplin- und bereichsübergreifende Bewertung und Weiterentwicklung von Interfaces zu verbessern. Ausgangspunkt der Arbeit war das Bemerken einer Lücke zwischen dem Erlebbaren und dem Kommunizierbaren: Die Beschreibungsmöglichkeiten stoßen an Grenzen, wo technische Spezifikationen und objektive Messwerte nicht ausreichen, um Unterschiede zwischen Interfaces bzw. der sich daran vollziehenden Interaktion darzustellen. Denn die Interaktionsqualität eines Interfaces lässt sich nicht rein objektiv bestimmen; sie ist als Eigenschaft eines Interfaces zu betrachten, die – so wie der Geschmack eines Weins auch – nur subjektiv erfahrbar ist. In einem schrittweisen, an den Prinzipien qualitativer Forschung orientierten Prozess wurden der Status quo der Beschreibung von HMI im Automobil im relevanten Arbeits- und Forschungsfeld ermittelt, Erkundungen am Beschreibungsgegenstand selbst durchgeführt und erprobt, inwiefern der Diskurs über HMI-Beschreibungen bei den Experten im Unternehmen angeregt werden kann. Im Forschungsprozess wurden zwei Modelle für die Beschreibung von HMI erarbeitet, auf denen aufbauend eine HMI-Datenbank entwickelt wurde, die gleichsam als Gewächshaus für die „Beschreibungssprache“ fungieren sollte. Zur Anregung des erlebensorientierten Zugangs wurde gemeinsam mit einem Kabarettisten das Format der humoristischen Essays über HMI erarbeitet und eine Diskussionsrunde initiiert. Die Ergebnisse legen nahe, dass für das Ziel, die transdisziplinäre Kommunikation über HMI zu verbessern und das Verständnis von HMI zu erweitern, zwei verschiedene Ansätze erforderlich sind: Der bereichsübergreifende, systematische Überblick über Interfaces im Automobil als gemeinsame, objektive Basis und eine Diskussionskultur zum Austausch über die Interaktionsqualitäten. Es wird vorgeschlagen, eine „HMI-Beschreibungssprache“ als Modus der Verständigung zu verstehen und dafür plädiert, neben technischen und ergonomischen Studien eine „HMI-Kritik“ einzuführen – vergleichbar beispielsweise mit der Literaturkritik als Pendant zur Literaturwissenschaft. Im Vordergrund dabei stünden weniger die reinen Fakten, als vielmehr ein Zuwachs an Verständnis und Orientierung. Allerdings zeigen die Forschungsergebnisse auch, dass die gegenwärtigen Anforderungen in Forschung und Entwicklung – zergliederte Arbeitsprozesse, hoher Zeitdruck und geringe Legitimation für „gefühlshafte“ Schilderungen – für ein solches Vorhaben wenig förderlich sind. Die Entwicklung einer „HMI-Beschreibungssprache“ braucht Träger, Macher, Impulsgeber und nicht zuletzt auch mehr Spielraum für das „Unberechenbare“.
The present paper “Descriptive Language” For Human-Machine-Interface (HMI) In The Automobile researches the feasibility of developing a “language” accommodating the communication of feelings for man-machine-interaction – not unlike the language used to describe the character of wines. The research attempts to establish how such language can be developed in collaboration with various experts of an automobile manufacturer in the transdisciplinary process, supporting communication via HMI in the long term, and improving cross-department and cross-disciplinary evaluation and further development of interfaces. Starting point of this assignment was the realization of a gap between the experienced event and its communicability; i.e. the variants for description are restricted where technical specifications and objective measuring parameters do not suffice to describe differences between interfaces, or the respective interaction carried out at the interface. The quality of interaction of an interface as such cannot be determined mere objectively, but it must be understood as a property of an interface that – like the taste of a wine – can only be experienced on the subjective level. In a step-by-step process, adhering to the principles of qualitative research, the status quo of description of HMI in automobiles was assessed in the relevant field of work and research; examinations were carried out at the actual item of description; and it was tested as to what extend the discussion about HMI-descriptions amongst experts in the company can be inspired. During the research process, two models for the description of HMI were compiled, based on which a HMI-database could be developed, that should at the same time cater as a ‘green house’ for the “Descriptive Language”. In order to inspire an experience-driven approach, the format of a humoristic essay was designed in collaboration with a comedian, and a discussion forum was initiated. The results suggest that the objective of improving transdisciplinary communication via HMI, and expanding understanding of HMI requires two different approaches; i.e. the cross-department, systematic overview about interfaces in the automobile as a common, objective basis; and a discussion culture accommodating exchange about interaction qualities. A “Descriptive Language for HMI” should be understood as a mode of communication, and it is suggested to implement an “HMI-critique” - comparable to e.g. literature criticism as a pendant to the studies of literature - besides technical and ergonomic studies on HMI. The key objective of such HMI criticism would not be the examination of dry facts, but rather a gain in understanding and orientation. However, the results of the research also show that present requirements in research and development – i.e. dissected work processes, substantial time pressure, and low legitimation for „emotionalized“ descriptions – are ill-providing for such venture. The development of a “Descriptive HMI-Language” needs bearers, makers, promoters, and triggers and not least more wiggle room for the “incomputable”.

Metadaten
Author:Karen Minna Oltersdorf
URN:urn:nbn:de:gbv:834-opus-726
URL:https://opus.hbk-bs.de/frontdoor/index/index/docId/87
Referee:Stephan Rammler, Gerhard Glatzel
Document Type:Doctoral Thesis
Language:deu
Date of Publication (online):31.10.2011
Date of first Publication:31.10.2011
Granting Institution:Hochschule fuer Bildende Künste Braunschweig
Date of final exam:02.03.2011
Tag:Erfahrungssprache; Fachkommunikation; Kritik; Mensch-Maschine-Interaktion
Human-Machine-Interface; automotive engineering; description language; interface
SWD-Keyword:Beschreibungssprache; Informationsaustausch; Kraftfahrzeugbau; Mensch-Maschine-Schnittstelle; Schnittstelle
Branches:Industriedesign

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