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- Hamilton, Richard (Künstler) ; Roth, Dieter (Künstler) ; Duchamp, Marcel ; Friedrich, Caspar David ; Callot, Jacques ; Malerei ; Druckgraphik ; Skatol (1)
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Richard Hamilton: >Path of Romance< : die skatologischen Werke der 70er Jahre. Soft pink landscape und Soft blue landscape, Flower-piece I-III, Sunrise und Sunsets
(2008)
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Gesine Tosin
- Richard Hamilton arbeitet in den 70er Jahren an einem Werkkomplex, der skatologische Motive mit 'schönen' Bildansichten verknüpft. Die Landscapes, Flower-pieces und Sunsets folgen in ihrem Bildentwurf, ihren Darstellungsmodi und ihrer Motivik einer Bildsprache, die sich der geläufigen Rezeption von Hamiltons Werk im Kontext der Pop Art widersetzt und bisher nicht eingehend untersucht wurde. Die vorliegende Arbeit befasst sich in gattungsgeschichtlichen, motivischen und medienspezifischen Analysen der einzelnen Gemälde, Zeichnungen und druckgraphischen Paraphrasen mit Hamiltons reflektierter und subversiver Auseinandersetzung mit tabuisierten Bildinhalten, Strategien der Sublimierung und Bildtraditionen transzendentaler Erfahrungsräume. Hamiltons 'Path of Romance' erweist sich dabei als komplexes Referenzsystem, das Werbeanzeigen, historische Bildgattungen und Motive, Kategorien des Undarstellbaren und des Erhabenen miteinander verschränkt. Im Rückgriff auf vorgefundenes Material, das aus seinem ursprünglichen Kontext isoliert und in den der Kunst projiziert wird, bedient sich Hamilton einer Vorgehensweise, die Marcel Duchamp in seinem Konzept des 'Ready-made' vorgeführt hat. Mit der Entbehrlichkeit realer Objekte als Gegenstand eines Bildes, mit der Präsenz tradierter Bildmotive auf der 'grossen visuellen Matrix' werden die Grenzen zwischen objektivem Abbild und künstlerischer Subjektivität, zwischen photographischer Aufnahme und malerischem Eingriff ebenso aufs Spiel gesetzt wie die Begriffe von Original und Vervielfältigung an Kontur verlieren. Insbesondere im komplexen Wechselspiel zwischen den Gemälden, den Zeichnungen und dem druckgraphischen Werk mit seinen historischen Techniken werden die Fragen nach Urbild und Abbild, Original und Reproduktion thematisiert. Die Wertigkeit von Gemälden und 'prints' verliert ihre differenzierenden Massstäbe, der raffinierte Witz liegt in der 'Verschwendung' technischer Bravour an das Prinzip der Vervielfältigung. Der Bezug auf den historischen Zusammenhang von Malerei, Zeichnung und Graphik, von 'Hochkunst' und Capriccio, von Norm und Normverletzung und deren kalkulierte Verkehrung im Kontext der 70er Jahre zeugt von einer künstlerischen Strategie, mit der Hamilton seinen Werkkomplex fast unbemerkt dem Gestus des Provokanten einschreibt. Dabei ist das explizit Skatologische nicht ein Aspekt des 'Abjekten', wie es im 'shit-movement' der 90er Jahre zum Ausdruck kommen wird; Hamiltons Interesse gilt vielmehr einer kühlen Dekonstruktion medialer Darstellungspraxis durch das Freilegen ihrer Referenzen und Auflösung illusionärer Bildräume, in die sich das unvermittelt 'Wahrhaftige' hineinimaginiert. Wenn Hamilton die skatologische Trilogie der Landscapes, Flower-pieces und Sunsets in den Kontext von 'Natur' stellt, so ist das Exkrement nicht allein der irritierende Stoff, mit dem sich illusionistische, verkitschte Bildansichten oder obsolet gewordene Bildsujets im Kontext zeitgenössischer Bildproduktion legitimieren können. Vor dem Hintergrund seiner Indienstnahme tradierter Kunstpraxis erscheint das Exkrement bei Hamilton emblematisch als kalkuliert gesetztes Ferment einer reflektierten künstlerischen Produktion.