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Systemische Betrachtung der Einflussfaktoren bei der Implementierung von Produkt und Service Design-Systemen
(2018)
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Tina Weisser
- Diese Studie befasst sich mit der Umsetzbarkeit von Produkt und Service Design-Systemen in Unternehmen. So wird untersucht, welche Faktoren letztendlich zu einer erfolgreiche Umsetzung dieser Systeme führen. Ein besonderer Fokus liegt auf einer systemischen Betrachtung und Analyse der Faktoren in ihrem Wirkungszusammenhang. In zwei Teilstudien wurden durch explorative Interviews mit Expertinnen und Experten Schlüsselfaktoren, eingesetzte Methoden, Hindernisse und Potentiale erhoben. Die generischen Einflussfaktoren wurden anhand einer Systemanalyse auf ihren Wirkungszusammenhang untersucht. Abschließend wurden in Expertenworkshops anhand von Fallstudien spezielle Einflussfaktoren gesammelt, wiederum durch eine Systemanalyse bewertet und bezüglich ihrer Relation und Interdependenzen reflektiert. Die speziellen Einflussfaktoren der Fallstudien wurden mit den generischen Einflussfaktoren der Interviews verglichen. Aus allen empirischen Ergebnissen wurde in Kombination mit einer Literaturrecherche das prozessuale Implementierungsmodell „KUER“, bestehend aus vier Phasen und vier Kategorien, erarbeitet. Zudem wurde ein Workshop-Konzept entwickelt, das sowohl die Ausrichtung als auch Analyse und Reflexion von Implementierungsvorhaben von Produkt und Service Design-Systemen unterstützen kann.
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Application of morphological analysis in strategic product development and business model innovation : the example of cruise industry 2030
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Mehdi Mozuni
- The benefits of matrix-based modeling techniques in covering entire solution space within innovation-management practices have been discussed by various researchers. However, these techniques will face methodological obstacles, when the design subject is future-oriented; since (1) the time-scale, in which the solution space is occurred, addresses users that are yet non-existent; and (2) continuous changes in the key factors and their interactions make the technique incapable to conceive all the relationships and deliver synthesizable data. Upon this dynamic and uncertainty, the rational core, upon which the projection is being established, suffers itself from the lack of substantiation. An example of such research cases was selected for the purpose of this dissertation, in which the cruise industry is being explored for novel user experiences in a 2030 perspective.
Cruising is a multi-dimensional user experience and business system encompassing many constraints and innovation latitudes represented by multiple disciplines. These constrains and possibilities are applicable to a current practice of UX design, yet not consistent and reliable for a 2030 perspective.
This study suggests that a matrix-based cumulative expert survey (a hybrid algorithm of Delphi technique and Morphological Analysis) can support the process of innovation-management in very complex environments. In addition, these two tools can mutually cover each other’s theoretical and functional deficits by illustrating transparent value-based arguments in a modifiable iterative manner.
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Spiel, Staat und Subversion : Nachgemachte Gesellschaftsspiele in der DDR
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Martin Thiele-Schwez
- Das Spiel wird in zahlreichen Theorien der vergangenen Jahrhunderte als alternative Lebenswelt verstanden, die außerhalb der realen stattfindet. Gleichwohl treffen Spiele (ihr Inhalt, ihre Mechanik, ihre Materialität etc.) stets eine Aussage über auf den raumzeitlichen Rahmen in dem sie entstanden sind. Das Spiel erweist sich damit als Abbild oder Kontrapunkt zu Welt.
Thema der Dissertation sind nachgemachte Gesellschaftsspiele der DDR sowie deren gesellschaftliche Erscheinung und systemische Einbindung. Erst durch das spielhistorische Ausstellungsprojekt „Nachgemacht – Spielekopien aus der DDR“ wurde über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Bedeutung von handgefertigten Spielekopien aus der DDR im Zusammenhang der deutsch-deutschen Spielelandschaft thematisiert. Es handelt sich dabei um ein flächendeckendes Kulturphänomen, das bisher gänzlich unerforscht gewesen ist.
Ziel der Dissertation war es, den Prozess des Spielekopierens im Gesamtzusammenhang der damaligen „Spielelandschaft“ und Lebensrealität der Bürger*innen zu ergründen und darüber die Bedeutung von Spiel und Spielen im Rahmen dieser historischen Epoche der DDR-Zeit, näher zu begreifen. In folgende drei Schwerpunkte lässt sich die Untersuchung des Phänomens zur ersten Annäherung einteilen:
1. Die Objekte – die nachgemachten Spiele aus der DDR
2. Die Prozesse – die Vorgängen des Kopierens/Nachmachens/Aneignens
3. Die Subjekte – diejenigen Personen die derartige Spiele selbst gemacht und/oder gespielt haben
Eingebettet sind das Subjekt und daraufhin auch das Objekt wie der Prozess seiner Entstehung, stets in kulturelle und diskursive Rahmenbedingungen, deren Analyse die grundlegende Voraussetzung darstellt um den Gesamtkomplex dieses Kulturphänomens zu erfassen. Ausgehend von dem „Material“ in seiner diskursiven Rahmung, ist es das Ziel, einen Einblick in ein kulturgeschichtliches Phänomen zu gewinnen.
Dem beschriebenen Komplex ist stets die Frage beigestellt, zu welchem Grad das Nachmachen und damit Aneignen von Spielen sowie das Medium Spiel das Leben der Bürger*innen beeinflusste. Es wurde versucht, Rückschlüsse auf das Verhältnis von Bevölkerung und Staat zu ziehen und zu ergründet, ob das selbst gemachte Spiel als Indikator zur Bewertung des entsprechenden Verhältnisses herangezogen werden kann. Was sind die Eigenheiten des Phänomens der privaten Spielenachbauten in der DDR und was bildet den Rahmen in dem es sich in derart konzentrierter Form entwickeln konnte? Wo interagieren politische und gesellschaftliche Strukturen mit den sozialen Praktiken? Oder ist die Praxis des Nachbauens von Spielen, wie wir es im Rückblick auf die DDR erkennen, gar selbst als genuine politische Praktik zu bewerten.
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Heimatdesign : Designwissenschaftliche Untersuchung möglicher Zukünfte von Heimat und Design
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Franziska Holzner
- Im Heimatdesign geht es um Heimat und Design. Ausgehend von einem Heimatbegriff, der Heimat nicht als einen bestimmten Ort versteht, von dem der Mensch herkommt, sondern als einen Zustand, den er herstellen will, stellt sich die Frage, ob und wie Heimat gestaltbar ist. Diese Frage macht Heimat zum Gegenstand von Design, an dessen Ausgangspunkt traditionell das Bestreben steht, ein Problem zu lösen. Design ist nicht allein für die Verschönerung von materiellen Produkten, sondern für das Gestalten von immateriellen Zuständen nutzbar. Der Entwurf auf eine bessere Zukunft hin wohnt dem Menschen als Wesenszug inne. Diesen Entwurf einer Zukunft als Utopie, mag sie in ihrer Realisation als konkrete Utopie (Bloch) auch nur wenig und relativ besser sein, nennen wir Heimat. Dieser Heimatbegriff wird philosophisch-literarisch hergeleitet (Bloch, Lenz, Sartre) und seine Anwendbarkeit in der Designpraxis erprobt.
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Am Rande des Sehens : Kunst in Schwellen und Zwischenräumen
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Julia Schönfeld-Rau
- Die Dissertation mit dem Titel „Am Rande des Sehens. Kunst in Schwellen und Zwischenräumen“ untersucht exemplarisch Kunstwerke in musealen Schwellen und Zwischenräumen, die zu Transformatoren am Rande des Sehens, zu Entscheidungsträgern und Übersetzungsmedien des Baus, aber auch der Kunst in den Funktionsräumen der Museen werden können.
Jenseits konventioneller Platzierungen in den Randzonen des Raumes, den Treppenanlagen, Korridoren, Rampen, die nicht länger bloße Verteiler sind, sondern zu Schwellen und Übergangsbereichen aufgewertet werden, installieren Künstler wie Gerhard Merz, Dan Flavin, Daniel Buren, Jenny Holzer, Beat Streuli, Richard Artschwager, Lothar Baumgarten, Joachim Manz, Karin Sander, Robert Kusmirwoski, Imi Knoebel und Wolfgang Hainke ihre Werke, wird Raum, Ort und Übergangsmoment erfahrbar. Die ausgewählten und besprochenen Kunstwerkbeispiele zeigen als neue Art von Museumskunst, wie wirkungsvoll der Gebrauchscharakter des Gebäudes und seiner Erschließungsräume aufgeladen werden kann und inszenieren damit dank ihrer gezielten Platzierung Eigenräume mit neuen Aufenthaltsqualitäten.
Somit treten auch die musealen Präsentationsformen in den Vordergrund, die in Relation zur vorgefundenen Gestaltung der musealen Schwellen und Zwischenräume neu gedacht werden können. Es geht nicht mehr um das Aufbrechen eingefahrener Sehgewohnheiten, sondern um sinnliche Wahrnehmungsvorgänge bzw. mentale Orientierungsleistungen. So entsteht ein gemeinsamer Aufenthaltsraum von Kunst und Betrachter. Der Gegenstand der Betrachtung wird neuer Ort der Erfahrung.
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Maschinen der Konkurrenz : eine Untersuchung von Kennzahlen als Praxis reflexiver Subjektivierung am Beispiel von Ökologischem Fußabdruck und Selbstvermessung
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Stefan Böhme
- Unsere Gesellschaft steht am vorläufigen ›Höhepunkt‹ einer langdauernden Entwicklung der zunehmenden Verdatung. Diskurse und Praktiken der Quantifizierung, Standardisierung, Optimierung, Objektivierung oder Evaluation durchdringen sie auf vielfältige und intensive Weise. Im engen Verbund mit Normalität sind sie eines der vorherrschenden Mittel zur Orientierung und (Selbst-)Regulierung der Subjekte geworden. Als ein zentrales Element dieser Felder werden in der vorliegenden Studie Kennzahlen beschrieben. Macht-Wissens-Komplexe des Dispositivs der Verdatung produzieren mithilfe von Kennzahlen eine kalkulierende und kalkulierbare Wirklichkeit, die sich in einer Vielzahl an Diskursen, Praktiken und Vergegenständlichungen ausdrückt und sich gleichermaßen in den Vorstellungen, Annahmen und Grundsätzen niederschlägt, welche Menschen prägen und ihre Handlungen bestimmen. Exemplarisch verdeutlichen lässt sich dies an Kennzahlen aus dem Themenfeld der Nachhaltigkeit wie dem »Ökologischen Fußabdruck« oder aktuellen Praktiken der Selbstvermessung aus dem Umfeld des »Quantified Self«. Kennzahlen stellen dabei vor allem Vergleichszusammenhänge her. Ihre grundlegende Konstruktion zielt darauf ab, Felder zu homogenisieren, zu kontinuieren und somit eine eindimensionale Struktur hervorzubringen. Sie vereinheitlichen Dinge, um sie besser voneinander unterscheiden zu können. In dieser Hinsicht sind Kennzahlen Voraussetzung jedes hierarchisierten Vergleichs. Die Verdatung unserer Gesellschaft läuft folglich eng gekoppelt mit ihrer Verwettbewerblichung. Kennzahlen sitzen an der Schnittstelle dieser beiden Entwicklungen. Der maßgebliche Effekt von Kennzahlen innerhalb des Ensembles der Verdatung ist demnach die Produktion von Konkurrenzen: Kennzahlen sind Maschinen der Konkurrenz.
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Vom Fuzzy Frontend zum Semantic Frontend
(2014)
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Mathias Wiehle
- Die vorliegende Arbeit untersucht, wie – im Spannungsfeld verschiedener fachdisziplinärer Expertisen – hochinnovative Konzeptideen für zukünftige Fahrzeuge und Fahrzeugdetails in der Forschung eines deutschen Automobilkonzerns entstehen können. Dieses geschieht auf Basis einer Sekundäranalyse, mehrjähriger Beobachtungen in Forschungs- und Innovationsprojekten eines global agierenden Automobilkonzerns sowie einer Reihe Experteninterviews mit Fachleuten relevanter Bereiche zweier deutscher Automobilkonzerne. Innovative Fahrzeugkonzepte, speziell für die Zukunft, sind hochkomplexe Herausforderungen, an deren Entstehung in den frühen Phasen verschiedene, auch nicht-technische Fachdisziplinen beteiligt sind. Fahrzeuge sind neben hochtechnischen Systemen immer auch Objekte der Abgrenzung gegenüber Anderen. Sie entwickeln in bestimmten gesellschaftlichen Kontexten spezifische emotionale Bedeutungen für Nutzer. Dieser Arbeit liegt die folgende, aus den Beobachtungen in diversen Kooperationsprojekten des Instituts für Transportation Design entwickelte Hypothese zugrunde: Neuartige nutzerspezifische Bedeutungen können, im Sinne designgetriebener Innovationen, eine reichhaltige Quelle für technische und gestalterische Innovationen im Fahrzeugbereich sein. Im Rahmen dieser Arbeit wurde untersucht, wie klassischerweise die Ideenfindung und Konzeptbildung von den Ingenieuren in der Automobilforschung betrieben wird und welche weiteren Disziplinen daran beteiligt sind. Schließlich wird die Frage geklärt, ob und wie die ablaufenden Forschungsprozesse mit Hilfe designerischer Denk- und Verfahrensweisen optimiert werden können. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit ein beispielhafter Prozess entwickelt, der systematisch relevantes Wissen aller beteiligten Fachbereiche einbezieht und es designmethodisch verarbeitet. In dem mehrstufigen Prozess wird das Wissen systematisch und kreativ miteinander vernetzt. Der Prozess der Vernetzung relevanter Einzelaspekte soll durch das in dieser Arbeit entwickelte Vorgehen in Ansätzen simuliert werden. Hierfür werden klassische visuelle Designmethoden wie das Erstellen von Moodboards, Collagen und Skizzen mit narrativen Handlungsszenarien zu einem schlüssigen, zielführenden Prozessmodell kombiniert. Aus der vernetzten Betrachtung relevanter Einzelaspekte lassen sich – unter Einbeziehung spezifischen, expliziten Wissens über Zielgruppen und mit Hilfe bewusst provozierter kreativer Sprünge – neuartige Bedeutungen für potenzielle zukünftige Fahrzeugnutzer identifizieren. Diese Bedeutungen werden im Anschluss systematisch in gestalterische Merkmale und neuartige Funktionalitäten übersetzt. Auf diese Weise werden in dieser Arbeit identifizierte „gaps“ zwischen der Markt- und Zukunftsforschung und der Technik im Prozess der Ideengenerierung geschlossen. Das entwickelte Vorgehen wurde im Verlauf dieser Arbeit anhand zweier beispielhaften Kooperationsprojekte erprobt und evaluiert.
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Sein Leben ändern - aber wie? : Lebenskunst nach Rupert Lay, Hermann Schmitz und Wilhelm Schmid
(2013)
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Stephan Thiele
- Die Dissertation „Sein Leben ändern – aber wie? Lebenskunst nach Rupert Lay, Hermann Schmitz und Wilhelm Schmid“ untersucht am Beispiel dieser drei Denker, ob und wie es heute möglich ist, sein Leben zu ändern, und zwar so zu ändern, dass man von einem „richtigen“ Leben sprechen könnte.
Lay ist ein jesuitischer Moralphilosoph, Schmitz der Gründer der Neuen Phänomenologie, Wilhelm Schmid ein erklärter Philosoph der Lebenskunst; alle drei haben sich instruktiv zu Fragen des richtigen Lebens und der Lebenskunst geäußert.
Im Zusammenhang mit den Konvergenzen und Differenzen ihrer Werke wird auch herausgearbeitet, wie die drei Philosophen sich zur Frage der Autonomie verhalten – scheint Autonomie doch eine notwendige Voraussetzung dafür zu sein, das eigene Leben zu ändern.
Der Titel der Arbeit bezieht sich auf Peter Sloterdijks 2009 erschienenes „Du mußt dein Leben ändern. Über Anthropotechnik“. Zu diesem Werk werden vier Thesen aufgestellt, die als Maßstab dienen, die Lehren von Lay, Schmitz und Schmid einzuschätzen. Im letzten Kapitel der Dissertation werden – orientiert an den besprochenen Philosophen – einige vorsichtige Vorschläge gemacht, wie man man richtig leben könne. Dabei wird die Möglichkeit, sein Leben selbstmächtig-autonom zu ändern und ein anderer Mensch zu werden, skeptisch gesehen; nach den Ergebnissen der Arbeit scheint es aber unter bestimmten Bedingungen möglich zu sein, man selbst zu werden. Eine besondere Rolle spielt dabei ein neues, neophänomenologisch beeinflusstes Verständnis von „Autonomie“.
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Schlägel, Eisen und Hakenkreuz : das Thema Bergbau im Werk des Malers Karl Reinecke-Altenau
(2010)
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Kai Gurski
- Die kunstwissenschaftliche Arbeit „Schlägel, Eisen und Hakenkreuz – Das Thema Bergbau im Werk des Malers Karl Reinecke-Altenau“ von Kai Gurski befasst sich mit einer Künstlerpersönlichkeit der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, die im kulturhistorischen Kontext ihrer Heimatregion gewisse Bedeutung erlangte: So wurde Karl Reinecke-Altenau (1885-1943) bereits ab den 1920er Jahren von Zeitgenossen als regionalkulturelle Identifikationsfigur des Harzes, speziell des Oberharzes, wahrgenommen. Sowohl im Selbstverständnis des Künstlers als auch in der Rezeption durch die bürgerliche Kunstöffentlichkeit wurden seine Bilder als bedeutsame Ergebnisse einer intensiven künstlerischen Auseinandersetzung des Malers mit der Harzer Landschaft und Regionalkultur und speziell mit dem von der Bergbautradition geprägten Volkstum begriffen. In der Tradition der Kulturreform- und Heimatschutzbewegung des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts kehrte der Künstler >Volkstümlichkeit<, >Bodenständigkeit< und >Natur- und Heimatverbundenheit< als grundlegende Wertebasis seiner Identität und seines künstlerischen Selbstverständnisses in seinem Auftreten, in seinem künstlerischen Schaffen sowie in diversen als volkstums- und landschaftspflegerisch begriffenen Aktivitäten demonstrativ hervor. Diese Hinwendung zu einer vermeintlich originär volkstümlichen Kulturtradition und zu einem provinziellen Landschaftsraum begriff der Künstler – in Einvernehmen mit einem großen Teil der bürgerlichen Gesellschaft – als Kritik an der modernen international ausgerichteten, industrialisierten, urbanisierten Zivilisation. Mit volksbildender kulturreformerischer Intention wandte sich Reinecke-Altenaus Schaffen an eine gesellschaftlich breite Öffentlichkeit im Harz sowie an ein großstädtisch-bürgerliches Kunstpublikum in Hannover und fand an beiden Orten zeitlebens allgemeine Anerkennung. Sein Weltbild wies – bereits in den 1910er Jahren erkennbar – deutsch-völkische Ideologiemomente auf, die in seinem Werk im Verlauf der 1930er Jahre in verstärktem Maße zu Tage traten. Wissentlich und willentlich stellte er nach 1933 seine Arbeit vielfach in den Dienst nationalsozialistischer Organisationen, insbesondere in den Dienst der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Weder seine Förderer noch die zeitgenössische Kunstöffentlichkeit oder er selbst fassten diese Auftragsarbeiten als simple Propaganda auf, sondern begriffen sie als Kunst, die aus einem regionalspezifisch originären, dezidiert deutschen Volkstum erwächst und in der etablierten bürgerlichen Kunsttradition des 19. Jahrhunderts steht. Reinecke-Altenaus Schaffen ist ein repräsentatives Beispiel für eine bewusst konservative Strömung innerhalb der deutschen Kunst der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sich auf einem bürgerlichen Kunstverständnis des 19. Jahrhunderts bauend als Gegenposition zur elitär aufgefassten künstlerischen Avantgarde definierte und in jenen Jahren eine breite öffentliche Akzeptanz erfuhr. Die Arbeit Kai Gurskis begegnet der kunst- und kulturgeschichtlichen Thematik mit einem historisch-kritischen Ansatz. Neben der empirischen Untersuchung repräsentativer Bilder Reinecke-Altenaus wird das Werk des Künstlers im geistesgeschichtlichen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Kontext und unter seinen zeithistorischen Entstehungs- und Rezeptionsbedingungen betrachtet. Im Fokus der Untersuchung steht beispielhaft die Bildthematik des Bergbaus, der aufgrund seiner Schlüsselrolle für die Harzer Kulturgeschichte ein zentrales Moment im heimatbezogenen Selbstverständnis Reinecke-Altenaus ausmachte und in den 1930er und 1940er Jahren das Hauptthema seiner im Auftrag entstandenen repräsentativen Wandbilder war.
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Die Aktualisierung der Alchemie im Werk von Joseph Beuys : der Beuys-Block als Manifestation eines okkultistisch geprägten Weltbildes
(2007)
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Stephan Malaka
- Die vorliegende Dissertation widmet sich ausfuehrlich dem in der Sekundaerliteratur bis dato nur spaerlich behandelten Einfluss alchemistischen Gedankengutes auf das Schaffen von Joseph Beuys. Im Zentrum der Eroerterungen steht dabei der „Block Beuys“ im Darmstaedter Landesmuseum, die wohl umfangreichste der vom Kuenstler realisierten Rauminstallationen. Im Anschluss an die einfuehrende Beschreibung wird der Nachweis gefuehrt, dass die Installation formale Analogien zum christlichen Sakralraum, den Kunst- und Wunderkammern des 16. bis 18. Jahrhunderts sowie der Formensprache der kuenstlerischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts aufweist. All diesen kulturellen Entaeusserungen ist ihre Affinitaet zum Okkulten gemein. Dass sowohl die Beuyssche Auffassung vom Christentum als auch sein Wissenschafts- und sein Kunstbegriff zutiefst von der Anthroposophie Rudolf Steiners gepraegt ist, seine Kunst mithin als Manifestation eines okkultistisch gepraegten Weltbildes angesprochen werden muss, ist ein erster wesentlicher Ertrag der Arbeit. Die Anthroposophie als eine okkultistische Lehre ist erwachsen aus der Steinerschen Rezeption der Schriften Goethes. Insbesondere dessen Betrachtungen zur Metamorphose aber aktualisieren alchemistisches Gedankengut. Die Anthroposophie Steiners sowie die Metamorphosenlehre Goethes sind jene Mittlerinstanzen, durch die alchemistisches Gedankengut an Joseph Beuys herangetragen wird. Die alchemistische Transmutation, die Metamorphose Goethes und die „plastische Theorie“ von Joseph Beuys sind einander analoge Vorstellungen. Sie fassen das Leben auf als einen fortwaehrenden Prozess des dynamischen Ausgleichs zwischen polaren Prinzipien zum Zwecke seiner Hoeherentwicklung. Der Mensch steigt dabei auf zum Vollender der ins Unbestimmte metamorphisierenden Natur. Als Erloeser der an die Materie verfallenen Natur wird der Mensch zum Selbsterloeser, substituiert sowohl der Alchemist als auch der Kuenstler Beuysschen Gepraeges die Erloesungstat Christi. Vor dem Hintergrund einer ausfuehrlichen Darlegung der geschichtlichen Entwicklung der Alchemie zeigt die Dissertation an ausgewaehlten Beispielen, wie wesentliche Theoreme der historischen Alchemie im Beuys-Block ihren Niederschlag finden und mit den formalen Mitteln der Kunst der Avantgarden aktualisiert werden. Die Ausfuehrungen schliessen mit dem Nachweis, dass nicht allein einzelnen Arbeiten aus der Darmstaedter Installation eine grundlegende Verwobenheit mit Grundannahmen der Alchemie eignet, sondern der Beuys-Block insgesamt als Manifestation eines okkultistischen Weltbildes angesehen werden muss, das massgeblich alchemistisch gepraegt ist.