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Entwicklung flexibel erstellbarer, universell verständlicher visueller Arbeitsanweisungen aus 3-D-Konstruktionsdaten für Montagelinien
(2005)
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Katja Lemke
- Von der Industrie benötigt werden flexibel erstellbare, universell verständliche visuelle Arbeitsanweisungen für die Mitarbeiter an der Montagelinie. Wie diese Anweisungen auszusehen haben, und wie sie automatisiert in Form eines Programms auf Grundlage der 3-D-Konstruktionsdatenbanken eines Konzerns erstellt werden kšnnen, ist Thema der vorliegenden Arbeit. Der Lösungsansatz ergibt sich aus der Vernetzung von Erkenntnissen aus Linguistik, Kognitionspsychologie und Designwissenschaft. Das Ergebnis sind visuelle Darstellungen, welche in Anlehnung an in der Universalgrammatik verankerte universelle Sprachstrukturen und aus Propositionen aufgebaut sind, und zwar in einer Art und Weise, die der menschlichen Informationsverarbeitung angepasst ist. Formal den Prinzipien der allgemeinen menschlichen Wahrnehmung folgend, weisen die visuellen Darstellungen inhaltlich die Struktur der Universalgrammatik auf und entsprechen somit in ihrer Ganzheit den universellen kognitiven Strukturen des Menschen. Eine die Sprachstrukturen der Universalgrammatik (UG) visualisierende Art der Darstellung gewährleistet nicht nur ein sprachenunabhängiges Verständnis der Inhalte, sondern bietet aufgrund des streng formalen Charakters der UG auch die Grundlage für eine spätere flexible und automatisierte Generierung der Arbeitsanweisungen
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Evidenz‐ und Bedeutungs(de)konstruktion in der archivalischen Praxis Zu einer künstlerischen Strategie im Umgang mit angeeigneten Fotografien
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Lena Holbein
- Eignen sich zeitgenössische Künstler*innen Fotografien aus Bildarchiven oder aus den sich im Netz auf Photosharing-Plattformen akkumulierenden Sammlungen an, werden häufig archivarische Praktiken herangezogen. Dies geschieht nicht, ohne deren Mechanismen und Prinzipien kritisch zu hinterfragen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Frage der Evidenz, die von den Künstler*innen teils diskursiv verhandelt wird und sich im Umgang mit Fotografien aus Archiven auf gleich zweifache Weise stellt. Anhand drei ausgewählter Beispiele (Mike Mandel/Larry Sultan: Evidence (1977); Peter Piller: Archiv Peter Piller nimmt Schaden (2007); Joachim Schmid: Other People’s Photographs (2008-11) der Gegenwartskunst geht die Arbeit dem reflexiven Potential einer archivalisch-künstlerischen Praxis nach. Lena Holbein zeigt auf, auf welche Weise Evidenz und Bedeutung von den Künstler*innen sogleich konstruiert als auch dekonstruiert werden. In diesem Wechselspiel wird insbesondere Evidenz als ein Effekt, hervorgehend aus einem komplexen Handlungsgefüge, in dem unterschiedliche Akteur*innen wirken, erfahrbar. Die Untersuchung vereint dabei kunst-, medien- und archivwissenschaftliche Perspektiven mit Fototheorie.
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Film als Dokument im Fake-Dokumentarfilm
(2006)
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Kirstin Bergmann
- Diese Arbeit widmet sich dem Versuch, die Frage nach der Wahrheit des Dokumentarfilms auf einen seiner elementaren Bestandteile einzugrenzen: dem Filmdokument. Der erste Teil dieser Arbeit beschaeftigt sich mit dem filmischen Dokument und der Gattung des Dokumentarfilms bzw. der Dokumentarfilmtheorie an sich. Nach einer Klaerung verschiedener Grundbegriffe wird das Filmdokument in verschiedenen Kontexten verhandelt (Geschichtswissenschaft, Beweisfuehrung in Gerichtsverfahren) und auf seinen Beweischarakter untersucht (Stichwoerter: Zapruder u. JFK; Rodney King).Der zweite Teil dieser Arbeit erweitert den Diskurs auf den Aspekt der Luege bzw. des Fake. Roemers Begriff des Fake als Aneignung bestimmter Wesenszuege einer Gattung zur kritischen Hinterfragung und Reflexion selbiger wird auf eine Gattung Film uebertragen, die im Gewand des Dokumentarfilms daherkommt, jedoch fiktionaler Natur ist: dem Fake-Dokumentarfilm. Als Grundlage zur Diskussion des Fake-Dokumentarfilms stuetzt sich die Arbeit auf die von Roscoe und Hight vorgeschlagene Theorie einer Einteilung in drei Stufengrade der Reflexion der Gattung Dokumentarfilm durch den Fake-Dokumentarfilm. Diese Kategorien werden erlaeutert, um sie dann anhand einiger Filmanalysen auf die Rolle vermeintlicher Filmdokumente in diesen Filmen anzuwenden. Bei der Analyse dieser Filme (Forgotten Silver, The Forbidden Quest, The Last Broadcast, Operation Lune) stehen besonders Fragen nach dem Status der betreffenden Filmaufnahmen als Dokumente und Beweismaterial, ihrer Authentizitaet, ihrer Beziehung zur Wirklichkeit, ihrer Rolle in der filmischen Narration und nach dem Diskurs, den ihre spezifische Anwendung im jeweiligen Film in Hinblick auf die Form des Dokumentarfilms eroeffnet, im Mittelpunkt. So versucht die Arbeit der Frage nach der Wirklichkeit im Dokumentarfilm/Filmdokument via des Umwegs ueber das Fake auf die Spur zu kommen.
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For User Study : the Implications of Design
(2006)
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Rosan W.Y. Chow
- The practice of user study is well presented at numerous conferences, documented in various literatures and discussed at different Internet discussion groups. At the moment, there seems to be plenty of experiences and knowledge about user study accumulated in design practice. The idea of user study is well received and affirmed across professional and educational institutions. It is generally accepted that user study is important for contemporary professional practice of Industrial Design. However, our belief is mostly supported by informal observation, testimony and good will but lacks formal articulation. The profession of communication design lags behind other design fields in terms of practicing user study. Rigorous discourse on user study in Industrial Design lags behind that in Human Computer Interaction. Moreover, other fields have already recognized the need for more in-depth understanding on user study so research on user study has begun. These studies, however, are missing a perspective from design. The lack of formal articulation and design perspective has left the ‘applicability gap’ open between user study and design. Although we know that user study results are not necessarily useful for design practice, we have not dealt with this issue properly. This study is aimed to address this problem. Research on user study has been empirical: observing how designers design. However, this type of research often lacks theoretical framework, and as a result, we are not certain if the research outcome is by chance or systemic. More importantly, this type of research slights historical and cultural contingency, and it begs the question whether it can serve as principle for future practice and research that for sure will change. User study is an invention to suit design practice. But design practice is also an invention. We do not have to describe and explain design practice as now but to interpret and articulate the potential/possibility of user study based on an articulation of the nature of design – to create an idealized scenario. I seek to articulate the nature of design and draw implications for these two questions: “How does user study inform design?” and “What are the formal characteristics of user study outcome?” This theoretical inquiry provides a language by which the practice and research of user study can be reexamined and reorganized. The result will bring issues to the public domain for debate and improvement. It will increase the effectiveness of our communication to one another and will serve a (temporary) map for guiding research and design on user study. In the first part of the investigation, we explore the nature of design and arrive at a workable definition that design is an inquiry oriented toward a specification that fits. In the second part, we derive meanings from this articulation to address the research questions, and it leads to some unexpected conclusions. For the research question, “How does user study inform design?”, based on the nature of design articulated, it is implied that current user study provides a context for design. For the question, “What are the formal characteristics of user study outcome?”, it is concluded that the context ought to be a specific reasonable narrative rather than a general casual explanation. More interestingly, the results of the inquiry make us realize that context creation does not necessarily precede the generation of possible specifications in the design process, thus it calls into question the fundamental assumption on which the research questions are based. It is revealed that not only user study informs design, but also in principle, design can drive user study. Not only is design-driven user study possible, but it is also preferable for design situations where the product to be made is highly undetermined. The conclusions project new perspectives on jumping the ‘applicability gap’, open up new line of inquiries for user study, and shed light on the potential coordination between design and research in general.
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Formen der visuellen Begegnung zwischen Japan und dem Westen : vom klassischen Japonismus zur zeitgenössischen Typographie
(2013)
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Mariko Takagi
- Formen der visuellen Begegnung zwischen Japan und dem Westen:
Vom klassischen Japonismus zur zeitgenössischen Typographie
Die japanische Typographie greift auf ein einzigartiges hybrides Schriftsystem zurück. Anhand von Quellen und aussagekräftigen Beispielen wird aufgezeigt, dass es sich dabei keineswegs um jenes ›defizitäres Bildschriftsystem‹ handelt, als das es so häufig beschrieben wurde. Vielmehr begann mit der Einführung der chinesischen Zeichen im 4. Jahrhundert ein umfassender Prozess des ›refine‹, wobei in Japan verschiedene Einflüsse verarbeitet wurden. Begegnungen mit westeuropäischer Kunst und Kultur, wie sie seit dem 19. Jahrhundert stattfanden, ermöglichten es japanischen Künstlern und Gestaltern,
mit visuellen Klischees zu spielen und die Erwartungen, die von Europa aus im Zuge der Japonismus-Mode an sie herangetragen wurden, zu affimieren oder zu subvertieren. Die japanische Schrift und Typographie wird im Folgenden als synthetisierendes Modell eines reziproken Wissenstransfers gedeutet, das die festgefügten Vorstellungen des ›Eigenen‹ und ›Fremden‹ ins Wanken bringt. Aufgrund dieser spezifischen Tradition des 'refine' vermag die zeitgenössische japanische Typographie Hybridität als ein Modell kultureller Vielfalt anschaulich zu machen.
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Future Centered Design : Entwicklung einer zukunftsorientierten Entwurfsstrategie
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Matthias Lossau
- Die vorliegende Arbeit untersucht, wie sich die Stärken des Design Thinking-Prozesses mit der Szenariotechnik operabel verschränken lässt. Erklärtes Ziel ist dabei, zu einer ganzheitlichen Innovationsgenerierung beizutragen, um die Arbeit multidisziplinärer Innovationsteams in frühen Entwicklungsphasen zu unterstützen.
Durch seine Gegenwartsorientierung und Fokussierung auf Prozessresultate ist Design Thinking als Innovationsmethode der steigenden Komplexität und den wachsenden Ansprüchen bei der Entwicklung neuer Produkte und Services in der Strategie- und Langfristfähigkeit nur begrenzt gewachsen. Demgegenüber hat sich die Szenariotechnik zur Strategieentwicklung mit langfristigen Zukunftsbezügen bewährt. Durch eine Verschränkung beider Verfahrensweisen lässt sich das Design Thinking um inspirierende, systemisch herstellbare Zukunftsbilder erweitern, welche sich ihrerseits durch emphatische Prozessweisen und Kreativitätstechniken des Designs weiter verdichten und alltagsnah ausgestalten lassen. Auf diese Weise werden Inventionspotentiale erkennbar. Gleichzeitig lassen sich Überlegungen hinsichtlich sozialer Akzeptanz in Planungsprozesse einbeziehen, was zur Minimierung von Innovationsrisiken führen kann und zur Ressourcenschonung beiträgt.
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse aus einer Sekundäranalyse sowie anhand der Ableitungen aus Experteninterviews, Handlungsforschung und teilnehmenden Beobachtungen wird im weiteren Verlauf der Arbeit ein beispielhafter Prozess entwickelt, der die Lücke zwischen dem Abstraktionsgrad (Flughöhe) bisheriger Szenarios und dem überwiegend gegenwartsbezogenen Design-Prozess schließt. Unter Einbezug systemanalytischer und strategischer Schritte sowie mobilisierend imaginativen Ideenentwicklungsstrukturen werden sie zu einem Kollaborationsformat vereint, das mittels konsistent entwickelter Visionen hilft, reflexiv Innovationschancen zu explizieren.
Das vorgestellte „Future Centered Design“-Modell umfasst die drei Prozessphasen „Frame“, „Scope“ und „Connect“. In der ersten Phase erfolgt nach der genauen Aufgabendefinition eine qualitative und quantitative IST-Analyse, bei der überwiegend Methoden der Szenariotechnik eingesetzt werden. Die zweite Phase fokussiert auf die zukunftsraumbasierte Ideenentwicklung und nutzt dabei mehrheitlich dem Design Thinking entlehnte Vorgehensweisen. Im Laufe der abschließenden Connect-Phase werden mithilfe von Techniken sowohl aus Design Thinking und Strategieentwicklung als auch aus Szenariotechnik resiliente Konzepte und reflektierte Visionsbeschreibungen entwickelt.
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Geschmacksstrategien. Kochen als künstlerische Praxis bei Rirkrit Tiravanija.
(2022)
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Mirja Straub
- Gegenstand der Dissertation Geschmacksstrategien. Kochen als künstlerische Praxis bei Rirkrit Tiravanija ist die Untersuchung von Rirkrit Tiravanijas (*1961) Kunst – vorrangig seiner Koch-Aktionen, die er seit Ende der 1980er Jahre in Kunstvereinen und Galerien durchführt. Tiravanijas Kunst ist im wahrsten Sinne des Wortes schmeckbar. In dieser Arbeit wird deshalb der Geschmack als Beurteilungsinstrument von Kunst von verschiedenen Seiten beleuchtet: unter anderem im physiologischen, soziologischen und Philosophie-ästhetischen Sinne – stets in Bezugnahme auf kunstwissenschaftliche Diskurse, Kunstrezeption und Kunsttheorie. Sieben zentrale Fragen bilden dabei den roten Faden: Warum kocht er? Für wen kocht er? Wie und wo kocht er? Wer kocht? Was bleibt? Was kocht er? Was kocht er wo? Die Fragen eröffnen Felder, die von Geschmacksurteilen und Kunsturteilen, von der Vergänglichkeit von Kunst und einer institutionskritischen Haltung erzählen. Darüber hinaus werden auch kulturwissenschaftliche und postkoloniale Diskurse verhandelt: es geht um den Umgang mit kultureller und ‚kulinarischer‘ Identität, mit Authentizitätsvorstellungen und Geschmackskulturen, mit sozialer und kultureller Differenz. Die Diskurse laden dazu ein, das kochkünstlerische Werk Tiravanijas mit anderen Augen zu sehen. So ist ein ganz neues Bild dieses Künstlers und seiner Arbeiten entstanden, das auch bisherige Rezeptionen seines Schaffens kritisch beleuchtet und neu bewertet.
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Heimatdesign : Designwissenschaftliche Untersuchung möglicher Zukünfte von Heimat und Design
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Franziska Holzner
- Im Heimatdesign geht es um Heimat und Design. Ausgehend von einem Heimatbegriff, der Heimat nicht als einen bestimmten Ort versteht, von dem der Mensch herkommt, sondern als einen Zustand, den er herstellen will, stellt sich die Frage, ob und wie Heimat gestaltbar ist. Diese Frage macht Heimat zum Gegenstand von Design, an dessen Ausgangspunkt traditionell das Bestreben steht, ein Problem zu lösen. Design ist nicht allein für die Verschönerung von materiellen Produkten, sondern für das Gestalten von immateriellen Zuständen nutzbar. Der Entwurf auf eine bessere Zukunft hin wohnt dem Menschen als Wesenszug inne. Diesen Entwurf einer Zukunft als Utopie, mag sie in ihrer Realisation als konkrete Utopie (Bloch) auch nur wenig und relativ besser sein, nennen wir Heimat. Dieser Heimatbegriff wird philosophisch-literarisch hergeleitet (Bloch, Lenz, Sartre) und seine Anwendbarkeit in der Designpraxis erprobt.
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Hilfskörper : Vortrag zur Tagung "Vorsicht Wagnis!" HBK Braunschweig 2011; neu eingesprochen von Marina Behnke
(2014)
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Ulrike Grossarth
- Ulrike Grossarths Mediencollage „Hilfskörper (57:27 min/Videoformat 16:9/Auflösung 720x1280) ist als Beitrag für die Publikation „Vorsicht Wagnis: Kunst/Wissen/Forschen“ (hrsg. von Susanne Märtens und Hannes Böhringer, Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2013) entstanden. Er geht auf einen von Grossarth im November 2011 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig gehaltenen Vortrag zurück, in dem sie über die Entwicklung ihrer künstlerischen Arbeiten von ihren Anfängen in den späten Achtzigerjahren bis heute spricht.
Ursprünglich vom Tanz kommend, begann Ulrike Grossarth Ende der 80er-Jahre mit ihren bildnerisch-plastischen Arbeiten. Die Künstlerin beschreibt die gedankliche Entwicklung und die Entstehung eines großen Teils ihrer Werke von frühen Arbeiten wie „Großdruckbelastungskörper“ (1987), zeichnerischen Arbeiten wie „Groteske“ (1995) oder „Ursprünge“ (1994-1996) bis hin zur Entstehung von ausgedehnten räumlichen Ensembles wie BAU I“ (1997), „Bau II, rot/grün-grau“ (1999), „Kasseler Raum – Ferne Zwecke“ (1998) oder Arbeiten zu einzelnen Protagonisten der abendländischen philosophischen Denktraditionen, z.B. zu Leibniz („Leibnizprojekt“, 2001) und Hegel („occidental thinking machines“, 2007).
Grossarth spricht weiterhin über die Entstehung der sogenannten public exercises, praktisch durchführbaren Übungsreihen zur Überwindung fixierter Kulturmodule, die sie in ihrer Lehre an der Hochschule für Bildende Künste Dresden zusammen mit den Studierenden weiterentwickelt. Solche Übungen oder Aktionen und auch Grossarths zahlreiche Reiseprojekte mit Studierenden in Osteuropa (Ungarn, Polen, Serbien, Tschechien, Ukraine) beschreibt Grossarth als Methodenforschung über Mischformen mentaler und empirischer Kulturinhalte.
Der Originaltext des im November 2011 gehaltenen Vortrags von Ulrike Grossarth wurde für die Mediencollage „Hilfskörper“ von Marina Behnke neu eingesprochen.
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Hybride Bilder : Studien zum Produktivwerden technischer Reproduktion (1880-1930)
(2008)
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Ines Lindner
- Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der spezifische Produktivität der reproduktiven Medien für die Bildpraktiken im 20. Jahrhundert. Als Basis der Produktivität erweisen sich in der medienhistorisch orientierten Untersuchung gerade die Eigenschaften technischer Reproduktion, die für eine Destabilisierung des traditionellen Bildbegriffs gesorgt haben: Die hybride Verfassung technischer Bilder und ihre massenhafte Verbreitung. Die massenhafte Verbreitung schafft nicht allein ein unerschöpfliches und leicht verfügbares Bildreservoir; sie ändert das Verhältnis von Bild und Schrift. Die hybride Verfassung technischer Bilder, die nie reine Aufzeichnung sind, aber auch nie bloss individueller Ausdruck, erfordert ein ständiges Aushandeln zwischen der technisch apparativen und der gestalterischen Seite. Die gegenüber dem 19. Jahrhundert tiefgreifend veränderten Bildstrategien des 20. Jahrhundert entwickeln sich im Kontext neuer visueller Ökonomien, die sich zwischen 1880 und 1930 herausbilden. Das erste Kapitel befasst sich mit der Hybridität des Mediums Fotografie. Es verfolgt historische Aushandlungsprozesse, die seine Geschichte bestimmt haben. Am prägnanteste zeigt Alfred Stieglitz’ Versuch, die Fotografie kunstfähig zu machen, wie überaus komplex sie sind. Als Fotograf, Kunsttheoretiker und Vermittler arbeitet er auf vielfachen Ebenen mit Hybridisierungen, um dem neuen Medium eine Akzeptanz im Kunstbereich zu sichern. Er beginnt damit, fotografische und malerische Techniken zu verschränken, geht über zur Schaffung hybrider Räume, in denen er Fotografie und Kunst gemeinsam präsentiert, und entwickelt schließlich das Konzept einer genuin amerikanischen Kunst, in der die Fotografie integrativer Bestandteil ist. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Effekten technischer Reproduktion. Ende der 20er Jahre steigt die Produktion und Zirkulation analoger Bilder sprunghaft an. Theoretiker wie Kracauer und Benjamin reagieren kritisch auf die Bilderflut, erkennen aber in der Verfügbarkeit der Bilder auch Möglichkeiten für einen anderen Umgang. Die französische Avantgarde-Zeitschrift Documents ist die Publikation, die davon am radikalsten Gebrauch macht. Hier arbeiten Georges Bataille, Carl Einstein und Michel Leiris mit der Deregulierung der Abstände zwischen den Bildern und zwischen Bildern und Texten mit dem Ziel, bürgerliche Gewissheiten über Kunst und Wissenschaft zu demontieren. Die mediale Erfahrung von Fotografie und Film zeigt sich an der Ausbildung neuer künstlerischer Verfahren auch da beteiligt, wo kein analoges Bildmaterial verwendet wird. Das dritte Kapitel analysiert Materialauswahl und Formen der Montage in Max Ernsts Collageromanen. Dieser bezieht sich explizit auf die Bewegungsfotografie des ausgehenden 19. Jahrhunderts und nutzt sie als Modell für die Erzeugung surrealistischer Effekte. Die Verwendung von naturwissenschaftlichen Abbildungen und Romanillustrationen bringt die Trennung zwischen den Bereichen zum Einsturz. Max Ernsts Technik der nahtlosen Verfugung lässt hybride Bildwelten entstehen. Ziel der Arbeit ist es, quer zu den stilgeschichtlichen Einordnungen die Veränderungen in den Bildpraktiken zu denken, und mit den Einzelanalysen die These von der experimentellen Produktivkraft der analogen Medien für die visuellen Kulturen im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit zu belegen.